Pruritus Wenn chronischer Juckreiz uns das Leben schwer macht

Unsere Haut hat eine Oberfläche von insgesamt etwa zwei Quadratmetern. Damit handelt es sich um unser größtes Organ, seine unzähligen Funktionen sind lebenswichtig für uns. Sie ist der Spiegel unserer Seele, an ihr können wir eine ganze Reihe von Erkrankungen ablesen. Sie zeigen sich sowohl durch optische Veränderungen als auch äußerst unangenehme Symptome wie Juckreiz. In seiner chronischen Form wird er auch Pruritus genannt, Ärzte sprechen von ihm, wenn Menschen länger als sechs Wochen darunter leiden.

Rücken einer Frau

(Fuß-) Pilz – häufige Ursache für Juckreiz

Ein Grund für lästiges Jucken und Hautschuppung kann ein Pilz sein, der besonders häufig die Füße betrifft. Er ist ansteckend, mit der entsprechenden Behandlung lässt sich Fußpilz jedoch problemlos in den Griff bekommen. Erfolgt keine Therapie, besteht allerdings die Möglichkeit, dass er chronisch wird. In der Regel verschreibt der Arzt schon bei einem ersten Jucken der Füße Mittel zur äußeren Behandlung, darunter Sprays, Cremes oder Gels. Ein Großteil von ihnen verfügt über Wirkstoffe aus der Gruppe der Pyridone, Allylamine oder Azole:

  • Pyridone wie Ciclopirox
  • Allylamine, darunter Terbinafin sowie Naftifin
  • Azole, zum Beispiel Bifonazol, Clotrimazol, Miconazol oder Oxiconazol

Pilze befallen zwar vor allem die Füße, sie können uns aber auch innerhalb des Körpers oder an vielen äußerlichen Stellen das Leben erschweren. Dazu gehört der sogenannte Schwitzpilz (pityriasis versicolor). Er kann über mehrere Jahre bestehen, in überwiegenden Fällen breitet er sich am Oberkörper aus. Im Anschluss an die Behandlung mit Anti-Pilz-Lotion oder -Creme verbleiben weiße Flecken auf der Haut. Erst durch Bräunung unter der Sonne oder im Solarium verschwinden sie wieder.

Cholestatischer Juckreiz

Gleichfalls können Leber- sowie Gallenerkrankungen die Ursache für Juckreiz sein. Es handelt sich dabei um die sogenannte cholestatische Variante. Dahinter steht teilweise eine Gelbsucht, meist leiden Patienten bereits in einem frühen Krankheitsstadium unter Juckreiz. Starke Beschwerden treten typischerweise vor allem in den Abendstunden und nachts auf. Betroffen sind vermehrt die Innenflächen der Hände sowie die Fußsohlen. Kratzen sorgt nicht für Linderung, vielmehr besteht die Gefahr, sekundäre Hautveränderungen, darunter Juckreizknötchen, Blutungen und Krusten, zu verursachen.

Unter anderem Alkohol, schlechte Ernährung sowie Infektionen schaden bekanntermaßen unserer Leber. Ist ihre Funktion gestört, können neben cholestatischem Juckreiz viele weitere Krankheiten auftreten. Teilweise wird bei Menschen, die an Erkrankungen der Leber, Nieren, Gallenblase und -wege leiden, ein Reizdarm-Syndrom festgestellt. Die Zusammenhänge sind allerdings bisher nicht geklärt. Weitere Verursacher für cholestatischen Juckreiz sind: 

  • primäre biliäre Zirrhose (PBC)
  • primäre sklerosierende Cholangitis (PSC)
  • chronische Hepatitis-C-Infektion
  • chronische Hepatitis-B-Infektion
  • alkoholische Lebererkrankungen

Eine Behandlung von Cholestatischem Juckreiz geschieht von innen heraus, d.h., durch die orale Einnahme von Medikamenten. Erste Wahl ist Colestyramin (Austauscherharz), es kann mit Nebenwirkungen in Form von Blähungen, Durchfall sowie Unwohlsein einhergehen. Darüber hinaus kommt Rifampicin (Antibiotikum) bei der Behandlung von cholestatischem Juckreiz zum Einsatz. Das Arzneimittel gilt als die zweite Wahl, denn es besteht das Risiko auf eine zusätzliche Leberschädigung.

Füße

Kribbelnde Fußsohlen und Handinnenflächen können ein Zeichen für cholestatischen Juckreiz sein.

Ursachenerkennung von chronischem Juckreiz

Für Mediziner ist es nicht immer leicht, den Auslöser für Juckreiz herauszufinden. Zum Beispiel in der kalten Jahreszeit kann er durch trockene Haut entstehen, wobei es sich um eine harmlose Ursache handelt. Betroffene sollten ihrem behandelnden Arzt möglichst genau beschreiben, zu welchen Zeiten der Juckreiz besonders stark auftritt und wo sie sich in diesen Momenten aufhalten. In vielen Fällen liegen Allergien, Parasiten und auch neurologische Erkrankungen vor. Verantwortlich können weiterhin sein:

  • Kopfjucken: Pilzbefall, Shampoo-Unverträglichkeit, trockene Kopfhaut
  • Hautjucken ausschließlich nachts: Krätze (parasitäre Hautkrankheit, verursacht durch die Grab- bzw. Krätzemilbe
  • Juckreiz an Achselhöhlen, Leiste, Halsfalte: Hodgin Lymphon (Erkrankung des lymphatischen Systems)
  • Juckreiz, ausgelöst durch Wasserkontakt: seltene Erkrankung der blutbildenden Knochenmark-Zellen
  • Juckreiz an bzw. in der Nase: Ekzem, Hirntumor (äußerst selten)
  • Juckreiz an unterschiedlichen Stellen: Diabetes, HIV-Infektion, Multiple Sklerose

Entstehung von Juckreiz im Körper

Wissenschaftler der Universität Münster fanden Folgendes heraus: Bei Patienten mit bestimmten, Juckreiz erregenden, Krankheiten besteht eine deutlich stärkere Verzweigung der Nervenzellen. Grund dafür ist die ständige Befeuerung durch Botenstoffe sowie Entzündungszellen. Infolgedessen senden die betreffenden Leitungsbahnen ununterbrochen Signale, sodass unsere Haut pausenlos in Alarmbereitschaft versetzt wird. Das Ergebnis davon ist anhaltender Juckreiz.

Individuelles Juckreiz-Empfinden

Ebenso individuell wie wir Menschen selbst ist auch unser Empfinden. Während einige bei chronischem Juckreiz nur geringe Begleitsymptome aufweisen, sind sie bei anderen stark ausgeprägt. In der Forschung wurden standardisierte Fragebögen sowie Skalen entwickelt, welche die Beurteilung der unterschiedlichen Ausmaße erleichtern. Ärzten wird empfohlen diese einzusetzen, da sie zum einen die Diagnose erleichtern, zum anderen zu exakteren Ergebnissen führen.

Deutliche Symptome von chronischem Juckreiz beeinträchtigen die Lebensqualität massiv. Schwere Schlafstörungen sind oft die Folge, außerdem kann er zu Depressionen und Angstzuständen führen. Betroffene sollten den Arztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf Heilung. Allerdings liegt bei Juckreiz nicht immer eine schwerwiegende Erkrankung vor. Vielmehr können für ihn zahlreiche verschiedene Faktoren verantwortlich sein, darunter mangelnde Hautfeuchtigkeit. Zu den Gegenmaßnahmen, die jeder selbst vornehmen kann, zählen:

  • regelmäßiges Eincremen mit rückfettender Lotion, insbesondere nach einer Dusche oder einem Wannen-, See- und Meeresbad
  • zu trockenes Raumklima, langer und häufiger Wasserkontakt, Saunabesuche sowie die Nutzung alkoholischer Pflegeprodukte sollten vermieden werden
  • bestenfalls Ausschluss von Alkohol, scharfen Speisen, Aufregung und Stress
  • Austausch der Matratze, falls der Juckreiz vor allem nachts auftritt
  • Vermeidung mechanischer Reizung der Haut durch enganliegende Kleidung, beispielsweise aus Baumwolle
  • beim Nachtschlaf weiche Handschuhe tragen, um sich selbst vor zusätzlichen Beschwerden durch Aufkratzen der Haut zu schützen
  • Essig, Joghurt oder Schwarztee kann Juckreiz lindern, für kühlende Umschläge sind sie perfekt geeignet
  • zu einem besseren Umgang mit chronischem Juckreiz tragen Entspannungstechniken bei, darunter autogenes Training, Yoga und progressive Muskelentspannung

Hinweis zu medizinischen Beiträgen:

"Artikel mit medizinischen Inhalten dienen ausschließlich zu Zwecken der allgemeinen Information. Sie sind nicht zur (Selbst-)Diagnose und Behandlung individueller Erkrankungen und medizinischer Indikationen geeignet. Insbesondere können sie die Untersuchung, Beratung oder Behandlung durch einen zugelassenen Arzt oder Apotheker nicht ersetzen. Eine Beantwortung individueller Fragen erfolgt durch die Artikel nicht.“